Kontaminationen gehören zu den häufigsten und frustrierendsten Herausforderungen in der Zellkultur. Ob in der akademischen Forschung oder der biotechnologischen Produktion – ein einzelner Kontaminationsfall kann monatelange Arbeit zunichtemachen.
In diesem Artikel beleuchten wir die 5 häufigsten Ursachen für Kontaminationen in der Zellkultur und geben praktische, umsetzbare Tipps zur Vorbeugung – damit Sie die Integrität und Reproduzierbarkeit Ihrer Ergebnisse sicherstellen können.
Fachlich geprüft von Dr. Sabrina Friederichs · Zuletzt aktualisiert am 18. Juni 2025
Nur 30 Sekunden Zeit? Das ist das Wichtigste:
Laden Sie unsere Checkliste zur Kontaminationsvermeidung herunter und hängen Sie sie direkt an Ihre Werkbank!
Direkt zu einem Abschnitt springen:
Bakterien gehören zu den häufigsten und am schnellsten zerstörerischen Kontaminationsquellen in der Zellkultur.
Sie gelangen durch unsaubere Oberflächen, kontaminierte Reagenzien oder mangelhafte aseptische Technik in die Kultur – mit oft schnellen und deutlich sichtbaren Auswirkungen.
Bakterielle Kontamination kann schnell eine gesamte Zellkulturreihe gefährden. Meist erfolgt die Einschleppung durch unsachgemäßen Umgang, unzureichende Reinigung oder bereits kontaminierte Reagenzien. Einmal im System, vermehren sich die Bakterien rasant, verdrängen die Zellen und verändern deren Umgebung – oft ohne Chance auf Rettung.
Auch wenn visuelle Anzeichen wie Trübung die Erkennung erleichtern, ist Vorbeugung deutlich effektiver als Schadensbegrenzung. Viele Labore setzen Antibiotika als Schutzmaßnahme ein – was jedoch ein trügerisches Sicherheitsgefühl vermitteln kann. Stattdessen bilden konsequente aseptische Arbeitsweise, Sauberkeit im Umfeld und sorgfältiger Umgang mit Reagenzien die Grundlage für den Schutz vor bakterieller Kontamination.
Durch ihre kleine Größe (~0,3 µm) und das Fehlen einer Zellwand stellen Mycoplasma-Arten eine ernsthafte Bedrohung in der Zellkultur dar – und bleiben häufig unentdeckt.
Im Gegensatz zu anderen Bakterien oder Pilzen verursachen Mykoplasmen keine sichtbare Trübung und produzieren keinen Geruch. Sie entgehen so der routinemäßigen Sichtkontrolle und gehören zu den tückischsten Kontaminanten in der Zellkultur. Da sie keine Zellwand besitzen, sind sie resistent gegen viele Standardantibiotika und passieren typische Filterbarrieren.
Der eigentliche Schaden liegt in ihrer subtilen Wirkung: Sie verändern die DNA, hemmen die Zellteilung oder beeinflussen die Zytokinproduktion – oft unbemerkt, bis experimentelle Daten inkonsistent oder nicht reproduzierbar sind. Ist eine Kontamination erst einmal bestätigt, ist ihre vollständige Entfernung ohne Verlust der Zelllinie extrem schwierig.
Deshalb sind Vorbeugung und Früherkennung unverzichtbar. Regelmäßige Tests, strenge Auswahlkriterien und präzise Technik sind Ihre besten Werkzeuge gegen diese unsichtbare Bedrohung.
Lesen Sie unseren ausführlichen Artikel:
Mykoplasmen-Kontamination – Was Sie wissen sollten
Erfahren Sie alles über Nachweisverfahren, Quellen und Strategien zur Beseitigung – ideal bei Verdachtsfällen oder zur langfristigen Prävention.
Fadenpilze und Hefen wachsen langsamer als Bakterien, aber immer noch deutlich schneller als Zellkulturen und sind daher hartnäckige und aggressive Kontaminanten. Sie gelangen meist über Sporen in der Luft, schlecht gewartete Geräte oder kontaminierte Reagenzien in die Kulturen. Im Gegensatz zu bakteriellen Kontaminationen dauert es oft länger, bis ein Pilzbefall auffällt – doch ist er erst einmal etabliert, lässt er sich nur schwer wieder beseitigen.
Fadenpilze und Hefen bleiben oft unbemerkt, bis sie Oberflächen besiedeln oder die Zellviabilität beeinträchtigen. Im Gegensatz zu Bakterien bilden sie Sporen, die auf Oberflächen oder in der Luft lange überdauern – das macht sie besonders widerstandsfähig. Schon eine leicht kontaminierte Wasserwanne, ein Luftbefeuchter oder Laborkittel kann ausreichen, um die gesamte Kulturumgebung zu gefährden.
Die Kontrolle von Luftfeuchtigkeit und Luftqualität ist eine grundlegende Verteidigungslinie. Wirklich entscheidend ist jedoch die Sorgfalt im Alltag – also das regelmäßige Inspizieren der Kulturen und Reinigen von Oberflächen. Sobald eine Pilzkolonie sichtbar ist, bleibt oft nur die vollständige Sterilisation und Entsorgung der betroffenen Kulturen als sichere Maßnahme.
Kreuzkontamination verläuft oft unbemerkt – kann Ihre Zellkulturarbeit jedoch dauerhaft beeinträchtigen.
Sie entsteht, wenn Zellen einer Linie unbeabsichtigt in eine andere eindringen – meist durch kleine Fehler beim Handling oder durch unklare Laborroutinen. Da Kreuzkontaminationen nicht sofort sichtbar sind, bleiben sie häufig unentdeckt, bis Inkonsistenzen in den Versuchsdaten auftreten.
Im Gegensatz zu mikrobieller Kontamination trübt Kreuzkontamination das Medium nicht und erzeugt keinen Geruch – stattdessen unterwandert sie still und leise Ihre Forschung. Eine schnell wachsende Zelllinie kann eine langsamere verdrängen, was zu Überwucherung, verändertem Phänotyp und verfälschten Daten führt.
Ob im akademischen oder industriellen Labor – Kreuzkontamination entsteht oft durch Zeitmangel oder Multitasking. Das schnelle Wechseln zwischen Zelllinien, die gemeinsame Nutzung von Reagenzien oder Pipetten oder das versehentliche falsche Beschriften einer Flasche reichen schon aus, um fremde Zellen in eine vermeintlich reine Kultur einzubringen.
Regelmäßige Authentifizierung ist nicht nur für Publikationen wichtig – sie ist aktive Prävention. In Kombination mit klaren Abläufen stellt sie sicher, dass Ihre „HeLa“-Zelllinie wirklich noch HeLa ist... und nicht etwas völlig anderes.
Viren zählen zu den schwerwiegendsten und am schwierigsten zu kontrollierenden Kontaminanten in der Zellkultur.
Sie können Kulturen unbemerkt infizieren, über längere Zeit latent bleiben und stellen sowohl in der akademischen Forschung als auch in der industriellen Anwendung ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Besonders in der biopharmazeutischen Produktion kann eine virale Kontamination zu Projektabbrüchen, Produktrückrufen und regulatorischen Folgen führen (Artikel in Nature).
Im Gegensatz zu anderen Kontaminanten können Viren völlig unbemerkt bleiben – und dennoch Zellen verändern oder sich in ihr Genom integrieren. Manche Infektionen beeinflussen nur empfindliche Analysen wie Transkriptom- oder Proteomanalysen, andere können ganze Produktionsprozesse zum Stillstand bringen.
In GMP-Umgebungen oder der Herstellung wiegt ein viraler Ausbruch besonders schwer: Eine gesamte Produktionscharge kann unbrauchbar werden – mit Verlusten in sechsstelliger Höhe und potenziellen Imageschäden. Prävention muss daher in jeder Phase integriert sein – von der Rohstoffbeschaffung über Mitarbeiterschulung bis hin zur Probenverarbeitung.
Regelmäßige Tests sind teuer – nicht zu testen kostet noch mehr.
Antibiotika und Antimykotika werden häufig eingesetzt, um das Risiko mikrobieller Kontamination zu senken – doch in vielen Routinekulturen können sie neue Probleme verursachen, die die Aussagekraft von Experimenten untergraben. Zwar scheint ihre Anwendung zur Vermeidung von Zellkulturkontamination hilfreich, doch in Wirklichkeit erzeugen sie oft ein falsches Sicherheitsgefühl, das versteckten Kontaminanten das Überleben ermöglicht – mit möglichen Auswirkungen auf die Ergebnisse.
Antibiotika können in kurzfristigen Situationen hilfreich sein – etwa beim Anlegen von Primärkulturen aus Gewebe (mit erhöhtem Kontaminationsrisiko, z. B. Urin) oder beim Versuch, eine seltene oder wertvolle Zelllinie zu retten. In solchen Fällen sollte der Einsatz zeitlich streng begrenzt sein und durch regelmäßige Kontaminationsnachweise (z. B. PCR auf Mykoplasmen) begleitet werden.
Für alle Standardabläufe gilt: Die beste Strategie zur Vermeidung von Zellkulturkontamination ist, gänzlich auf Antibiotika zu verzichten – und stattdessen auf konsequente aseptische Technik, saubere Arbeitsumgebungen und verifizierte, kontaminationsfreie Reagenzien zu setzen.
Kontaminationen in der Zellkultur zu verhindern, erfordert mehr als nur Vorsicht – es geht darum, kluge Gewohnheiten in den Arbeitsalltag zu integrieren. Die gute Nachricht? Mit den richtigen Werkzeugen und Routinen wird sauberes Arbeiten schnell zur Selbstverständlichkeit.
Ob unzuverlässige Ergebnisse, verlorene Zeit oder mysteriöse Zellkollaps – Kontamination trifft immer dann, wenn man sie am wenigsten braucht.
Deshalb bieten wir getestete, kontaminationsfreie Zellkulturreagenzien und kompetente Beratung, damit Probleme gar nicht erst entstehen.
👉 Kontaktieren Sie uns, um Ihre Kulturen sauber und Ihre Daten zuverlässig zu halten.
Dieses praktische Merkblatt fasst die wichtigsten Tipps aus dem Artikel zusammen – ideal zum Ausdrucken und Aufhängen im Labor als tägliche Erinnerung.
Hinweis: Die PDF-Checkliste ist auf Englisch.
Die häufigsten Quellen sind Bakterien, Pilze, Mykoplasmen, Viren und Kreuzkontaminationen durch andere Zelllinien. Sie gelangen oft durch unzureichende aseptische Technik, unsaubere Geräte oder nicht-sterile Reagenzien in die Kulturen.
Neue Zelllinien sollten immer zunächst isoliert und getestet werden, bevor sie verwendet werden. Verlassen Sie sich nicht auf Antibiotika, und überprüfen Sie Ihre Kulturen regelmäßig mit PCR- oder ELISA-Kits. Eine saubere, aseptische Arbeitsweise ist Ihr bester Schutz.
Der Routineeinsatz von Antibiotika wird nicht empfohlen. Zwar können sie das Bakterienwachstum unterdrücken, jedoch auch niedriggradige Kontaminationen verschleiern und resistente Stämme fördern. Besser ist es, die Ursache durch sauberes Arbeiten zu beseitigen.
Werkbänke und Arbeitsflächen sollten mindestens einmal pro Woche abgewischt werden. Inkubatoren müssen wöchentlich gründlich gereinigt werden (Regale, Dichtungen, Wassertabletts). Alle Wartungsmaßnahmen sollten immer in einem gut sichtbaren Protokoll dokumentiert werden.
Die Authentifizierung stellt sicher, dass du mit dem korrekten Zelltyp arbeitest, und beugt Fehlidentifikation oder Kreuzkontamination vor. Die Short Tandem Repeat (STR)-Profilierung ist die gängigste Methode und sollte regelmäßig durchgeführt werden.